Wussten Sie schon, dass Sie in Agisoft Metashape Videomaterial zur Erstellung von 3D-Modellen verwenden können? Auch ohne DSLR oder Drohne können Sie Videos von Smartphones oder Action-Kameras für die Photogrammetrie verwenden, indem Sie Standbilder extrahieren. Diese Anleitung zeigt Ihnen, wie Sie ein Video in einen photogrammetrischen Datensatz umwandeln und mit Metashape eine 3D-Szene rekonstruieren.
1. Warum Video für die Photogrammetrie verwenden?
Die Verwendung von Video bietet mehrere Vorteile:
- Es ist einfacher und schneller, Szenen zu erfassen
- Sie können dynamische oder schwer zugängliche Umgebungen abdecken
- Smartphones und GoPros können anstelle von Drohnen verwendet werden
- Sie können ältere Ereignisse anhand von archiviertem Filmmaterial rekonstruieren
2. Schritt 1: Wählen Sie das richtige Videoformat
Metashape kann Videodateien nicht direkt verarbeiten. Sie müssen zunächst Standbilder extrahieren. Wählen Sie ein Video mit den folgenden Merkmalen:
- Auflösung: 1080p oder höher (4K bevorzugt)
- Stabile Bewegung (Walkthrough oder Orbit Shot)
- Gute Beleuchtung und minimale Bewegungsunschärfe
- Weniger Komprimierung (verwenden Sie nach Möglichkeit Originalmaterial)
3. Schritt 2: Frames aus dem Video extrahieren
Sie können Tools wie FFmpeg, VLC Media Player oder Adobe Premiere verwenden, um Frames zu extrahieren:
ffmpeg -i input.mp4 -vf "fps=2" frames/frame_%04d.jpg
Dieser Befehl extrahiert ein Bild alle 0,5 Sekunden (2 FPS). Passen Sie die Bildrate je nach Bewegungsgeschwindigkeit an – zu viele ähnliche Bilder können die Verarbeitungszeit ohne Nutzen erhöhen.
4. Schritt 3: Laden Sie Bilder in Metashape
- Öffnen Sie Metashape und erstellen Sie ein neues Projekt
- Gehen Sie zu Workflow → Fotos hinzufügen
- Wählen Sie alle extrahierten JPG- oder PNG-Bilder aus.
- Organisieren Sie sie in einem neuen Chunk
Von hier aus ist der Prozess derselbe wie bei der Arbeit mit Drohnen- oder DSLR-Bildern.
5. Schritt 4: Fotos ausrichten und das Modell rekonstruieren
- Führen Sie Align Photos mit mittlerer oder hoher Genauigkeit aus.
- Bauen Sie die Dense Cloud auf (stellen Sie die Qualität auf Basis Ihrer Hardware ein)
- Mesh und Textur aus der Punktwolke generieren
Überprüfen Sie die Kamerapositionen und entfernen Sie alle unscharfen oder überflüssigen Bilder, die Ausrichtungsprobleme verursachen.
6. Tipps für bessere Ergebnisse mit Video
- Verwenden Sie bei der Aufnahme einen Gimbal oder Stabilisator, um Bewegungsunschärfe zu vermeiden.
- Versuchen Sie langsame, gleichmäßige Bewegungen (keine schnellen Schwenks)
- Verwenden Sie die Keyframe-Extraktion in einigen Videobearbeitungsprogrammen, um automatisch nützliche Frames auszuwählen.
- Manuelles Löschen von Bildern schlechter Qualität vor der Ausrichtung
7. Grenzen der videobasierten Photogrammetrie
- Geringere Schärfe im Vergleich zu Standbildern
- Komprimierungsartefakte können die Texturqualität beeinträchtigen
- Niedrige Bildrate oder schnelle Bewegungen können zu Unschärfe führen
- Keine GPS/Geolocation-Metadaten in Frames (Sie müssen manuelle Skalierung oder Markierungen verwenden)
8. Exportieren Ihres Modells
Sobald Ihre 3D-Rekonstruktion fertig ist, können Sie sie zur Visualisierung oder zum Teilen exportieren:
- OBJ/FBX/PLY: Für 3D-Bearbeitung oder Online-Viewer
- GLB/GLTF: Für mobile und WebAR-Anwendungen
- Orthomosaik oder DEM: Wenn die geografische Projektion manuell definiert wird
Fazit
Das Rekonstruieren von 3D-Modellen aus Videomaterial in Metashape ist eine leistungsstarke Methode für Situationen, in denen Standbilder nicht praktikabel sind. Mit der richtigen Extraktion von Einzelbildern, Stabilisierung und sorgfältiger Ausrichtung können Sie aus einfachen Videoclips präzise 3D-Darstellungen erstellen und so die Tür zu neuen kreativen, pädagogischen und dokumentarischen Arbeitsabläufen öffnen. Ganz gleich, ob Sie archäologische Ausgrabungen, Kunstinstallationen oder Unfallszenen scannen, Ihr Smartphone-Video kann zu einem hochwertigen 3D-Objekt werden.